Alles, was es brauchte, war eine Idee für eine Geburtstagskarte.
Ich habe mir über die letzten Jahre angewöhnt, eigene Geburtstagskarten zu gestalten. Als dann der Geburtstag meiner Freundin näher kam, suchte ich nach einer guten Idee. Da mein Leben doch ziemlich fest von Spielkarten geprägt ist, flog mir natürlich der Gedanke ins Gehirn, die Herz Dame für meine Herz Dame neu zu designen. Gedacht. Getan. Ich setzte mich vor mein Tablet und begann das Design der Herz Dame zu analysieren. Rasch entstand dann eine erste Version dieser Karte, welche ihren Zweck als Geburtstagskarte erfüllte.
Das Feuer war entfacht.
Wahrscheinlich kommt bei allen Zauberkünstler*innen der Moment, in dem man denkt, eigene Spielkarten zu haben wäre ziemlich cool. Für mich als fanatischer Kartensammler kam dieser Moment ziemlich früh und mit dem Design der Geburtstagskarte wurde die Idee etwas konkreter. Was wäre, wenn ich selber alle Bildkarten neu gestalten würde und meine Familie und Freunde in ein eigenes Deck integrieren würde? Und somit begann mein selbsternanntes 5-Jahres-Projekt.
Mir war klar, dass es etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Einerseits hatte ich kaum Erfahrung in der Illustration und auch nicht die Software, die benötigt wird um qualitativ gutes Material zu erstellen. Anderseits wusste ich überhaupt nicht wo man Karten bestellen kann, ohne dabei direkt eine Stückzahl von 2000 Decks drucken zu müssen. Mit einer Gratisversion von Adobe Fresco begann ich mein erstes Design der Herz Dame in eine Vektorgrafik umzubauen. Bei der Vektorgrafik wird nicht festgehalten welche Pixel auf dem Bild welche Farbe haben sollen, sondern es wird die Richtung und Dimension einer Linie oder Fläche festgehalten. Dadurch ist das Bild im Nachhinein skalierbar auf die benötigte Grösse. In den meisten Fällen sind Spielkarten Punktsymmetrisch. Auch dies war mir am Anfang nicht klar wie man das korrekt macht. Deshalb war diese Umwandlung gar nicht so simpel wie ich mir erhofft hatte. Nach einigen Stunden jedoch, habe ich es geschafft. Ich merkte, das könnte funktionieren.
Im kommenden Jahr war für mich somit klar, zum Geburtstag erhalten meine engsten Leute eine selbst gestaltete Karte. Ob das ein gutes Geschenk ist, weiss ich nicht. Aber ich weiss, dass es ein sehr aufwändiges Geschenk war. Meine Familie hat sich jedenfalls sehr gefreut. Das schöne bei solchen Projekten ist ja, dass man etwas Neues lernt. Und meine anfänglichen Schwierigkeiten mit der Illustrationssoftware wandelten sich Stück für Stück in Know-How um. Nach 2 Jahren kann ich von mir selbst behaupten, dass ich die Basics mit Adobe Illustrator und Photoshop im Griff habe. Ein Skill-Set, welches auch für Flyer und Albumcovers für meine Band nützlich wurde. Am wichtigsten aber: Es macht unglaublich viel Spass!
Damit ein Eindruck entsteht, wer auf welcher Karte zu sehen ist liste ich im folgenden auf. All die kleinen Details und Geschichten hinter den Karten zu erzählen würde den Rahmen sprengen. Ich verspreche aber, dass es auf jeder Karte einige Geschichten zu entdecken gibt.
Herz Dame - Meine Freundin; Sie musste natürlich diese Karte bekommen. Fast wie ein Tattoo, nur dass man Karten im Fall der Fälle auch wegwerfen kann.
Herz König - Ich... Selbstverliebt? Na, wer soll dann sonst der König zur Herz Dame sein?
Herz Bube - Einer meiner engsten Freunde seit langer Zeit. Ein herumreisender Balletttänzer mit der Liebe zu Geschichten und Büchern.
Pik Dame - Meine Mutter, die Kinderkrankenschwester mit der Liebe zur Sonnenblume.
Pik König - Mein Vater, Der Künstler und Elektroingenieur.
Pik Bube - Mein längster enger Freund, mit dem ich die Faszination zu Heavy Metal teile.
Kreuz Dame - Meine Grossmutter, die Handarbeitslehrerin, welche mir die Liebe zu dekorativem Origami beigebracht hat.
Kreuz König - Mein Grossvater, Uhu-Enthusiast und Biologe, wir unternahmen sehr viele Wald-Spaziergänge zusammen, als ich noch ganz klein war.
Kreuz Bube - Mein "Götti", der selten ohne seine Kamera oder Hund anzutreffen ist.
Karo Dame - Mein Schwester, Leidenschaftliche Künstlerin, mit der ich lange gemeinsam in der Pfadi aktiv war.
Karo König - Mein Opa, mit seiner Liebe zu den Bergen. In meiner Erinnerung eng mit dem Musikantenstadel und Teppichen verbunden. Herrlich.
Karo Bube - Mein Bruder, mit dem ich viele Nächte wach blieb um die New England Patriots gewinnen und selten verlieren zu sehen.
Diese Auflistung ist natürlich eine Erklärung für mein Kartenspiel. Gleichzeitig jedoch zeigt es auch, woher ich komme und welche Dinge ich alle lieben gelernt habe durch die Leute, die mir nahe stehen.
Mit all den Designs musste jetzt der nächste Schritt eingeleitet werden. Ich suchte nach Druckereien, die Spielkarten bedrucken. Da gibt es einige Anbieter, ich habe mich für Printerstudio entschieden. Nachdem ich dort in der bestmöglichen Qualität ein Prototyp Deck bestellt habe und diese Karten dann meinen Qualitätsansprüchen gerecht wurde, bestellte ich 30 Decks von meinen ersten, persönlichen FJ1 Spielkarten. All diejenigen, die eines dieser seltenen Exemplare haben möchte, können mich gerne Kontaktieren.
Um diesen Beitrag nicht ins Unendliche zu ziehen, werde ich in einem zukünftigen Beitrag auf die Ideen hinter dem Rückendesign eingehen. Da gibt es einiges zu erzählen. Das Projekt ist auch noch lange nicht am Ende angekommen. Phase 3 beginnt.
Doch nun möchte ich diese kurze Geschichte zu meinen Karten schliessen. Meine Finger jucken, sie möchten nicht mehr auf die Tastatur hauen, sondern Karten mischen. Die Magier unter euch können mir sicherlich verstehen. Ich freue mich über eure Kommentare und Reaktionen.
Als kleine visuelle Kostprobe, seht Ihr im Folgenden noch das königliche Herz-Paar.
... magische Grüsse,
Fabian
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